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Ein bisschen Meinung …

Was ist eigentlich ein Troll? Nein, ich meine nicht die nackigen Riesen aus dem Hobbit. Ich meine die Leute, die aus Frust oder welchen Gründen auch immer online bösartige und beleidigende Dinge mit wenig Ahnung, keinem Tiefgang und null Relevanz herumtrompeten. So was ist ein Troll.

Es gibt im Online-Rezensionswesen Trolle. Das sind einige (Gottheit sei Dank) wenige Leute, die grundsätzlich nur Verrisse schreiben, dabei nicht nur das Medium (Buch, Film etc.) schlecht besprechen, sondern auch massive und persönliche Angriffe auf die Autoren und Macher und alle jene starten, die dieses Medium mögen.

Ein Buch oder Film nicht zu mögen, ist dabei völlig in Ordnung. Wir müssen nicht alle das gleiche mögen. Wir müssen auch nicht notwendigerweise alle Tolkien mögen. Und man darf das auch sagen, dass man etwas schlecht fand, weil … – Auch das ist in Ordnung.
Rundumschlag-Angriffe auf die Kreativen dahinter und jene, die mit dem kreativen Produkt etwas anfangen können, sind allerdings dann schon recht nahe an der Grenze zum Troll.

Herr Frank (Spiegel Online) geht mit seiner Kritik zum letzten Hobbit-Film bis an diese Troll-Grenze. Er kritisiert nicht nur den Film – ich habe den Film nicht gesehen, also kann ich dazu nichts sagen, vielleicht ist er ja schlecht – sondern er kritisiert gleich noch alles mit, was er irgendwie in der Nähe wähnt, einschließlich denen, die in dem Bereich schaffend tätig sind, und jenen, die die Produkte dieses Schaffens mögen. Einmal rundum Abwatschen an alle. Wir sind alle dumm. Nur er ist klug.

Das ist generell auch das das Problem bei Trollen. Es geht nicht um die Aussage, nur um die Selbstdarstellung. Sollte man seine Medienmacht wirklich dazu benutzen, sich großflächig das verstaubte 70er-Jahre Bildungsbürger-Ego zu pudern, indem man ganze Bevölkerungsteile beleidigt, um sich selbst ein bisschen als E-Kultur-King zu bekränzen?

Märchen und Sagen hat es immer gegeben. Sie gehören zum Menschsein. Archetypen sind in unserem Denken und Fühlen verhaftet. Herr Frank kennt das Wort sicher.

Ja, Phantastik ist Unterhaltung. An Unterhaltung ist erstmal nichts grundsätzlich Verwerfliches. Die Menschheit hat immer schon gefeiert, Wettkämpfe ausgetragen, Geschichten erzählt und Musik gemacht. Alles Unterhaltung. Nur im Puritanismus und vergleichbaren religiös weltanschaulichen Systemen ist das „Sünde“. Damals Sünde – heute Eskapismus. Alles ist Eskapismus. Tatsächlich ist aber auch schon das Fahren eines SUV in einer Großstadt Eskapismus, denn man wird faktisch eher selten mit seinem Vier-Rad-Antrieb in der Vorstadt die Wildnis durchkämmen.

In den 70ern gab es eine Literaturtheorie von Christian Enzensberger (nicht Hans-Magnus, das war sein Bruder), die Theorie des Sinndefizits. Sehr einfach und verkürzt erklärt war das der Ansatz, JEDE Literatur bestünde nur dazu, den defizitären Sinn der Welt durch Fiktion zu verbrämen. Damit wäre JEDE Literatur eskapistisch.

Aber das Eskapismus-Argument ist bei Phantastik ja auch schon längst abgehandelt und in der Versenkung verschwunden – spätestens seit es eine eigene literaturwissenschaftliche Auseinandersetzung mit Werken und Inhalten der Phantastik gibt, bei der die WissenschaftlerInnen, die sich damit befassen, tatsächlich wissen müssen, worüber sie reden. Meine Güte, muss man wirklich so weit zurückgehen, um ein bisschen Munition für seine bildungsspießerliche Borniertheit zu finden?

Wir „Fantasy-Fans“ könnten nicht zwischen Realität und Irrealität unterscheiden, heißt es. Doch. Können wir– weil wir BEIDES kennen. Es sind gemeinhin die phantasielosen „Realisten“, die sich in religiös/weltanschaulichen Extremgruppierungen wiederfinden, weil sie das Aberwitzige für bare Münze nehmen und keine Erfahrung mit der Rezeption von Fiktion haben. Das Phantastische trainiert unseren Realitätssinn.

Und um auf die von Herrn Frank so gescholtenen LARPER einzugehen: Mir sind Menschen, die mal am Wochenende mit Plastikschwertern Märchen spielen weitaus lieber als solche, die sich mit rechten Parolen und echten Baseballschlägern die Realität zurechtprügeln wollen.

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